KunstZeitRaumOchtrup 2009

Ochtrup erlebt Ansturm

Ochtrup 26.10.2009. Die Spitzenzeit lag zwischen 15.30 und 17 Uhr: Da drängelten sich am Sonntag die meisten Menschen durch die Innenstadt und bescherten dem Pottbäckermarkt einen sehr guten Zulauf, wie Thomas Büchler, Vorsitzender der Veranstaltungs- und Werbegemeinschaft (VWO), bestätigt. Wie viele Interessierte nach Ochtrup kamen, lässt sich nicht ermitteln, Büchler glaubt aber: „Rein gefühlsmäßig hat sich das im Vergleich zum Vorjahr noch mal gesteigert.“

Auch bei den Ausstellern hat der Markt noch mal zugelegt: 54 kamen in diesem Jahr. 2008 waren es noch zehn weniger. Auch wenn hier und da Klagen über mangelnden Absatz zu hören waren - dass grundsätzlich weniger verkauft wurde als in anderen Jahren, kann Büchler nicht bestätigen. „Es gab überall reges Interesse.“ Das gelte auch für die Gewerbetreibenden und das EOC. Der stetige Strom zwischen Innenstadt und der Laurenzstraße zeige, dass das Zusammenspiel funktioniert. „Wenn es in der Innenstadt ein gutes Angebot gibt und keine Leerstände, haben die Leute ein Ziel“, sagt Büchler. Um das zu fördern hatte er gemeinsam mit Chris Tettke und Ingrid Krechting die Aktion KunstZeitRaum ins Leben gerufen. Die sechs Galerien in leer stehenden Geschäftsräumen öffneten am Sonntag zum letzten Mal - vorerst. „Es könnte sein, dass wir sie punktuell verlängern“, überlegt Büchler derzeit noch. Eines ist auf jeden Fall schon mal „hängen geblieben“: Die Galerie am Kniepenkamp 18 dient auch weiterhin als Ausstellungsraum. Die Künstler dort - Barbara Feiden, Steffi Herrmann, Andreas Holthaus, Chris Tettke und Egbert Ransmann - haben die Räume angemietet. Büchler hofft, die temporären Galerien als Marketing-Instrument verwenden zu können. „Wir haben 30 Künstler zusammen, die wir in kurz- oder mittelfristige Leerstände vermitteln könnten.“

Etwas zu kurz gekommen ist bei der jüngsten Auflage des Pottbäckermarktes das eigentliche Motiv: die Töpferei. Nur am Museum hatten die „Pottbäcker“ ihre Stände aufgebaut. „Das soll im nächsten Jahr wieder anders werden“, sagt Büchler. Viele Töpfer hätten ihre Ware bei Veranstaltungen im Sommer verkauft. Sie gezielt für den Markt im Herbst anzusprechen ist eines der Ziele, die sich das Organisationsteam gesetzt hat. Christiane Tillmann, Ingrid Leusder und Ute Wolbeck-Fiedler von der VWO hatten am Sonntag und in den Wochen zuvor alle Hände voll zu tun. Werbung, die nötige Infrastruktur für den Markt und schließlich die Einweisung der Aussteller - der Markt erfordert eine Menge Organisation. Darin alle Mitwirkenden einzubinden, ist dem VWO-Team wichtig. „Deshalb wäre es schön, wenn wir vorher wüssten, wer an diesem Tag auch etwas plant. Dann fällt die Koordination leichter und wir können verhindern, dass das Angebot kollidiert“, sagt Büchler. Unter anderem hatten das Gästehaus Chalet, die Volksbank, die Sparkasse und die evangelische Kirche separate Veranstaltungen am Pottbäckermarkt organisiert.

Viel Vorarbeit erfolge ehrenamtlich. „Das gilt auch für die Galerien“, betont Büchler, der sich gut vorstellen kann, im Oktober 2010 wieder Kunst nach Ochtrup zu holen. „Aber dann nicht unbedingt in Leerständen“, hofft der VWO-Vorsitzende.

Tageblatt für den Kreis Steinfurt
von Linda Braunschweig

Alt und leer? - Ach was, schön und kunstvoll!

Ochtrup. Jede Stadt besitzt historische Perlen und versteckte Schönheiten, die zu entdecken meist dem vorbehalten ist, der genauer hinschaut. Die temporären Galerien der Aktion KunstZeitRaumOchtrup, die am Wochenende in verschiedenen leerstehenden Ladenlokalen der Innenstadt öffneten, boten die Gelegenheit, eben diese Perlen der Stadt kennenzulernen.

In unglaublich verwinkelten, kleinen Räumen hatten Chris Tettke, Stefanie Herrmann, Edgar Ransmann, Andreas Holthaus und Barbara Feiden ihre Arbeiten ausgestellt. „Das ist ja wirklich wunderschön hier“, staunte eine Besucherin, die durch die schmalen Räume am Kniepenkamp 18 wanderte und die phantasiereichen Fotografien und Bilder der Künstler betrachtete. Hinter ihr gingen winzige, uralte Fenster auf einen alten Innenhof hinaus, drei Meter weiter führte eine Wendeltreppe ins Untergeschoss der Galerie. „Schade, dass diese alten Häuser und diese schöne Straße nicht häufiger so genutzt werden“, war das Fazit vieler Gäste.

Ein paar Haustüren weiter strahlte das Sonnenlicht in den ehemaligen Verkaufsraum am Kniepenkamp 5 hinein, der jetzt eine Foto-Galerie beherbergt. Neben gestochen scharfen Aufnahmen vom Winter auf dem Ochtruper Berg, der Landschaft Namibias und einigen Porträt-Aufnahmen fällt vor allen Dingen ein Tisch ins Auge. Erst kurz vor Ausstellungsbeginn von Petra Büchler fertiggestellt, zieht das Möbelstück, das über und über mit Aufnahmen von Frühstücks- und Essensszenen bedeckt ist, alle Blicke auf sich. „Wir wurden schon gefragt, ob der Tisch käuflich zu haben ist“, erzählen Mecki Wagner und Rosi Sandmann, die hier zusammen mit Frauke Rösemeier, Ute Möllers, Petra Büchler, Norbert Kretschmer, Doris Oberndörfer und Annika Strutz ausstellen.

Ein visueller Bummel durch die Galerien...

Kunstvolles gibt es bis Ende Oktober auch an der Mühlenstraße 3 zu sehen. Im ehemaligen Schreibwarengeschäft Sünker teilen sich Matthias Eißing und Tino Lorenz den einstigen Verkaufsraum, der kaum noch als solcher wieder zu erkennen ist. Pflanzen in selbst entworfenen Blumentöpfen teilen den Raum, farbenprächtige Bilder beider Künstler schmücken die Wände. Besonderer Höhepunkt hier: Eine Schattenkonstellation hinter Papier. „Ich wollte meine Schaufensterpuppen mal richtig zur Geltung bringen“, erklärt Matthias Eißing. Ein kleines Männchen, der Weltenlenker, ziehe jetzt in dieser Szene die Fäden der Welt und der Menschheit.

Für große Überraschungen beim Publikum sorgt der Ausstellungsraum der Galerie am Westwall 13. Sonst kaum beachtet, weil hinter Büschen und Stüwwenkopp verborgen, wartet hier ein renovierter, strahlend heller Raum auf Besucher. „Ich wusste selbst nicht, dass es hier so schön sein kann“, so Birgit Kippelt, die hier zusammen mit Renate Wellers und Margret Sandmann Ölgemälde, Bilder aus Marmor und Gries und spezielle Tonfiguren präsentiert.

Kritische Töne schlägt die Galerie an der Mühlenstraße 10 an. Peter-Reinhard Noll und Vera Laake stellen ihre Arbeiten vor - Fotografie und Bildbearbeitung von ihr, Gemälde von ihm. Ochtrups miserable Zukunft will Noll mit seinen Bildern vom Ochtruper Wappen anprangern. „Hier wurde mal deutlich mehr geboten“, erklärt er.

Den größten Ausstellungsraum für ihre Arbeiten haben Sabine Swoboda und Ludger Theßeling in der Weinerstraße 11 erhalten. Theßelings Interesse gilt den Senkrechten, den Farbfeldern und wie sie aufeinander reagieren. „Was ich da tue, ist oft ein einziges Experiment“, erklärt er lachend. Swobodas Arbeiten ziehen sich sogar bis in den Nebenraum, sind gespickt mit kontrastierenden Materialien und dankbar für den weitläufigen Platz, den die Galerie ihnen bietet.

„Ich wusste gar nicht, das Ochtrup so wunderschöne Räume hat“, wundert sich ein Spaziergänger, der bereits alle Galerien besucht hat. Sein Fazit: Diese Vielzahl an Künstlern sei doch ein richtiger Schatz für Ochtrup. Perlen können also auch menschlicher Natur sein.

Tageblatt für den Kreis Steinfurt
von Hanna Paßlick

Voller Erfolg für Galerien auf Zeit

Ochtrup 28.09.2009. Die Innenstadt besitzt seit dem Wochenende sechs kleine Galerien auf Zeit: Die Aktion KunstZeitRaum von Ingrid Krechting, Chris Tettke und Thomas Büchler lockte vor allem am Samstag- und Sonntagnachmittag zahlreiche Besucher an. Die Organisatoren freuten sich ebenso wie die Künstler über den Zuspruch, den die Galerien erfuhren. „Es war eigentlich immer etwas los. Die Künstler hatten viel zu erklären, und mancher erinnerte sich beim Anblick der leer stehenden Räume an die Geschäfte, die früher dort ihren Sitz hatten“, erzählt Büchler. „Viele haben die Galerien ganz gezielt angesteuert und waren an den Arbeiten der Künstler sehr interessiert.“ Für ihn war die Aktion ein „voller Erfolg“. Gerne würde er etwas ähnliches in Zukunft erneut auf die Beine stellen.

Dabei stieß er im Vorfeld bei den Eigentümern und Vermietern der Leerstände in Ochtrups Herz nicht immer auf Zustimmung. „Die Reaktionen waren geteilt“, sagte Büchler. Einige Vermieter lehnten es ab, ihre Räumlichkeiten für Kunst und Publikum zur Verfügung zu stellen. Stirnrunzeln habe es bei den Besuchern in der Weinerstraße gegeben. Dort seien dem Galerien-Publikum weitere Leerstände aufgefallen, die für die Aktion hätten genutzt werden können, sagt Büchler. „Wir hatten jetzt sechs Einheiten, wir hätten gerne mehr gehabt.“ Vor allem auch, weil es dem Organisationsteam neben der Kunst darum ging, auf die freien Räumlichkeiten in der Innenstadt aufmerksam zu machen und so vielleicht interessierte Mieter zu finden. Bei den Künstlern hingegen stießen die Organisatoren auf viele offene Ohren. „Wir mussten im Endeffekt einigen absagen, weil wir nicht mehr Platz hatten“, macht Büchler das Interesse deutlich. Im Grunde sei seit der Aktion „Ab in die Mitte“ und der Ausstellung im Böhm’schen Rundbau vor der Eröffnung des EOC nach vergleichbaren Ausstellungsmöglichkeiten gesucht worden. „Die Grundidee ist einfach gut. So etwas fehlt hier vor Ort“, meint Büchler. Die Galerien sind bis zum Pottbäckermarkt am 25. Oktober (Sonntag) jeweils an den Samstag- und Sonntagnachmittagen geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten veröffentlichen die Organisatoren im Internet.

Tageblatt für den Kreis Steinfurt
von Linda Braunschweig

 

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